Ein Jahr ist euer Baby und damit eigentlich schon ein Kleinkind. Ist es nicht unglaublich, was es in seinem ersten Lebensjahr alles gelernt hat? Noch vor zehn Monaten lag dieser kleine Mensch nur auf dem Rücken. Heute kann euer Kind schon stehen oder vielleicht sogar schon die ersten Schritte laufen. Vor sieben Monaten war seine Nahrung noch ausschließlich flüssig und nun sitzt euer Einjähriges schon am Familientisch und will das essen, was die Großen auf dem Teller haben. Wachstum, Ernährung, Spielen und Schlafen: Wir geben euch mal einen Überblick, was ein Kind mit einem Jahr schon alles kann.
Wie groß und wie schwer dein Baby an seinem 1. Geburtstag ist, hängt von vielen Faktoren ab. Zum einen natürlich von seinem Gewicht und seiner Größe bei der Geburt. Ein sehr kleines Kind wird auch nach einem Jahr vermutlich noch etwas zarter sein als ein Baby, das schon bei der Entbindung ein kleiner Riese war. Und zum anderen bekommt jedes Kind natürlich die genetische Ausstattung seiner Eltern mit auf seinen Lebensweg. Kinder von eher kleinen Eltern werden aller Wahrscheinlichkeit nach keine Basketballstars. Aber auch die Ernährung spielt eine Rolle. Selbst Kinder, in deren Genen das Potential schlummert, als Erwachsener sehr groß zu werden, können diese Erbanlagen nur ausschöpfen, wenn die Lebensumstände gut sind. Dazu gehören vor allen eine gesunde, ausgewogene Ernährung, eine gesicherte medizinische Versorgung und ausreichende Bewegungsmöglichkeiten. Auch von Land zu Land unterscheidet sich die Größe unserer Kinder ein wenig. Damit ihr euch ein Bild machen könnt, ob die Größe und das Gewicht eures Schatzes normal sind, könnt ihr euch an den Wachstumskurven im gelben U-Untersuchungsheft orientieren. Mit einem Jahr wiegt ein Mädchen zwischen sieben und zwölf Kilogramm. Der Durchschnitt liegt bei neun Kilogramm. Jungen sind etwas schwerer. Sie wiegen im Schnitt zehn Kilogramm. Die Spanne erstreckt sich zwischen acht und 13 Kilogramm. Solange sich euer Baby also dazwischen bewegt, ist alles fein. Das gilt auch für die Größe. An der Perzentilenkurve könnt ihr ablesen, dass die Durchschnittsgröße für ein einjähriges Mädchen bei 76 Zentimetern liegt. Aber auch 68 bis 78 Zentimeter sind völlig im Rahmen. Jungs liegen zwischen 70 und 82 Zentimeter. Der Durchschnittswert ist ebenfalls 76 Zentimeter.
Die meisten Kinder können schon vor ihrem 1. Geburtstag stehen. Haben sie einmal gespürt, wie interessant die Welt aus dieser neuen Perspektive ausschaut, dauert es auch nicht mehr lange, bis sie die ersten Schritte machen. Wenn euer Kind mit einem Jahr schon selbständig läuft, ist es früh dran. Denn die meisten Kinder lernen zwischen dem 12. und 14. Monat alleine zu laufen. Doch wie so oft, gilt auch hier: Es ist kein Wettbewerb! Jedes Kind hat sein eigenes Tempo und sollte es auch haben dürfen. Der Zeitpunkt des Laufenlernens wird gerne in Krabbelgruppen und auf Familientreffen abgefragt. Aber mal ehrlich, wann ein Kind laufen gelernt hat, interessiert spätestens bei der Einschulung niemanden mehr. Ein gesundes Kind wird spätestens mit 20 Monaten alleine einen Fuß vor den anderen setzen. Bis dahin ist eure Geduld und liebevolle Unterstützung gefragt. Ermutigt euer Kind, wenn es sich an euren Beinen oder an (kippsicheren) Möbeln hochzieht und freut euch mit ihm, wenn es seinen ersten Schritt macht. Der Rest kommt dann von ganz allein.
Muttermilch, Babymilch, Brei. Euer Baby hat mit einem Jahr wahrscheinlich schon einige Nahrungsmittel durchgetestet. Jetzt kommt der interessante Teil: Euer Schatz möchte das probieren, was ihr auf dem Teller habt. Feste Nahrung wird im zweiten Lebensjahr immer wichtiger. Die meisten Kleinkinder greifen beherzt zu, wenn ihnen etwas Neues angeboten wird. Aber es fehlen ihnen noch die notwendigen Werkzeuge, um harte Lebensmittel zu zerkleinern. An seinem 1. Geburtstag hat euer Kind zwar schon die ersten Zähne, allerdings kommen als erstes die Schneide- und erst im Anschluss die Backenzähne zum Vorschein. Euer Kind kann durchaus schon das probieren, was der Rest der Familie bekommt. Allerdings muss das Essen noch in mundgerechte Stücke geschnitten oder etwas zerdrückt werden. Auf stark gewürzte oder gesalzene Speisen sollte euer Kleines verzichten. Und stark blähende Lebensmittel, wie Kohl oder Hülsenfrüchte, gehören im zweiten Lebensjahr nur in Maßen auf den Speiseplan. Wie das Essen in den Mund befördert wird, ist noch nicht so wichtig. Ob es ihm mit den Händen oder einem Löffel besser schmeckt, entscheidet das Kind am liebsten selbst. Allerdings trainiert der Einsatz von Besteck prima die Feinmotorik und die Hand-Augen-Koordination. Probiert einfach aus, wie es bei euch am besten klappt. Trinken kann euer Kind jetzt schon aus einem Becher. Dass dabei öfter was danebengeht, ist ja klar. Doch wenn die Nuckelflaschen jetzt nach und nach verschwinden, ist das auch gut für die kleinen Beißerchen. Hier gibt es leckere Rezepte für Kinder ab 1 Jahr.
Bis zu seinem ersten Geburtstag hat euer Baby sich viel mit der Erprobung seiner Sinne beschäftigt. Mit den Augen verfolgte es Dinge, die sich in seiner Umgebung bewegten, mit den Händen griff es interessiert nach Stofftieren, Greiflingen und Sachen, die ordentlich Lärm machten, wenn man sie schüttelte. Mit Beginn der Kleinkindphase wird seine Welt größer. Euer Baby kann sich beim Krabbeln oder Laufen aktiv zu Gegenständen hinbewegen und zielsicherer nach ihnen greifen, sie festhalten oder wieder wegwerfen. Auch seine Feinmotorik hat sich weiterentwickelt. Kleine Türme bauen und einstürzen lassen, Musik machen, Holzpuzzle legen oder Formen an den passenden Stellen in einen Würfel zu versenken, das sind nun die Dinge, die richtig Spaß machen. Auch Bewegung ist ein Favorit. Rutschauto fahren, Tanzen und Schaukeln geht fast immer. Allerdings spielen Kinder nicht nur mit gekauftem Spielzeug. Aus ihrer Sicht ist die ganze Umwelt eine einzige bunte Spielzeugkiste. Sand, Erde, Pflanzen, Küchenutensilien, Wohnzimmerkissen, Schubladen und Bücherregale: Alles wird erkundet und auf Spieltauglichkeit getestet. Dabei lieben Kleinkinder es, Erwachsene zu imitieren und sie bei ihren Alltagsaufgaben zu „unterstützen“. Mit Papa Wäsche aufhängen, mit Mama kochen, mit dem großen Bruder das Kinderzimmer aufräumen. Alles, was Teenager später hassen, liebt euer Einjähriges heute besonders. Viele Alltagsgegenstände eignen sich durchaus zum Spielen. Ein Kochlöffel und ein Karton werden zu einem Musikinstrument, Plastikschüsseln zu Bauklötzen. Doch andere Gegenstände sind gefährlich. Nun ist es an euch, mögliche Gefahren schon im Vorfeld zu erkennen. Spätestens, wenn sich euer Kind auf seinen zwei Beinchen bewegen kann, muss die Wohnung kindersicher sein. Kleiner Tipp: Wenn ihr den Platz habt, dann räumt doch eine untere Küchenschublade frei und füllt sie mit Küchenutensilien, die sich auch als Spielzeug eignen, etwa Schneebesen, Plastiklöffel und Dosen. So hat euer Einjähriges auch zu tun, wenn ihr in der Küche seid. Hier findet ihr noch mehr Spielideen für Einjährige.
„Schläft Emily schon durch?“ Neben der Frage nach den ersten Schritten steht das Thema Schlafen auch immer ganz oben auf der beliebten Agenda des Kindervergleichens. Verständlich. Denn ob Emily durchschläft oder nicht, hängt unmittelbar mit dem eigenen Schlafpensum zusammen. Allerdings gilt auch hier: Ob ein Kind durchschläft oder in der Nacht aufwacht und die Nähe der Eltern braucht, ist einfach von Kind zu Kind unterschiedlich. Ja, es gibt Kinder, die schon vor ihrem ersten Geburtstag durchschlafen. Die Regel ist das aber nicht. Eben weil es keine gibt. Versucht, eurem Kind durch Regelmäßigkeit und Einschlafrituale Sicherheit zu geben und seid auch da, wenn es nachts aufwacht und weint. Dann wird ein sicher gebundenes und gesundes Kind bald die ganze Nacht im Reich der Träume verbringen und ihr seid dann auch wieder ausgeruhter für euren fordernden Familienalltag.
Mit einem Jahr versteht dein Kind zwischen 50 und 100 Wörter. Gelernt hat es sie in seinem Alltag mit euch. Nach und nach hat euer Kleines verstanden, dass bestimmte Tätigkeiten, Gegenstände und Gefühle mit Wörtern in Verbindung stehen. Dass dein Kind schon weiß, was ein Ball oder eine Banane ist, erkennt ihr aber vielleicht noch nicht daran, dass es die Wörter auch spricht. Es zeigt euch durch Gesten und Bewegungen (zum Beispiel Handausstrecken, zum Buggy krabbeln), zustimmende Laute oder zufriedenes Lächeln, dass es versteht, warum es gerade geht. Auch in der Entwicklung der Sprache sind Kinder individuell. Die einen sagen schon mit neun Monaten ihr erstes Wort, die anderen mit zwei Jahren. Natürlich wartet ihr sehnsüchtig darauf, dass euer Schatz Ma -ma oder Pa -pa sagt. Aber den Zeitpunkt bestimmt das Kind ganz alleine. Bis dahin könnt ihr aber einiges tun, um seinen passiven Wortschatz zu fördern. Singt eurem Baby etwas vor, sagt beim Wickeln Reime auf und schaut euch Wimmelbücher an. Dort kann es auf die Gegenstände zeigen, die ihr mit einem Wort benennt. Euer Kind wird die Wörter aufsaugen wie ein Schwamm. Denn was es an den neuen Begriffen besonders liebt, ist eure Stimme. Hier gibt es noch mehr interessante Infos zum Sprechenlernen!
Mit großen Schritten entwickelt sich euer Baby weiter zu einem aktiven Kleinkind. Und das ist durchaus wörtlich zu verstehen. Euer Kind geht ab dem 2. Lebensjahr immer sicherer und kann vielleicht auch schon rennen. Es stellt fest, dass man Bälle werfen und gegen sie treten kann. Seine ganze Motorik entwickelt sich schnell weiter. Es lernt ein Buch selbst umzublättern, bringt mit Wachsmalstiften seine ersten Gemälde zu Papier und kann immer besser mit Löffel und Gabel umgehen. In der Wohnung entdeckt euer Kleinkind seinen Erfinderreichtum, wenn es darum geht, an interessante Objekte zu gelangen. Treppen werden auf allen Vieren erobert und Stühle gerückt, um draufzuklettern. Wie gelangt man auch sonst an das Stofftier im Regal? Das Thema kindersichere Wohnung bleibt für euch auch mit einem Zweijährigen eine Herausforderung. Mit der Entwicklung des Langzeitgedächtnisses explodiert die Sprachentwicklung im zweiten Lebensjahr förmlich. Auch Zweiwortsätze können einige Kindern bereits bilden. Dabei spricht euer Kind mit zwei Jahren viele Wörter noch undeutlich aus oder nutzt eigene Wortschöpfungen, die nur ihr Eltern versteht. Schreibt sie euch auf, sonst vergesst ihr irgendwann, dass Schokolade für euren Schatz einmal „Dololade“ oder der Papagei ein „Dededei“ war. Singen und Vorlesen bleiben das wichtigste Mittel, um seinen Spracherwerb weiter zu fördern. Dabei lernt euer Kind auch durch Wiederholung. Wundert euch also nicht, wenn es sein Lieblingsbuch immer und immer wieder hören möchte. In seinem zweiten Lebensjahr wird sich euer Kleines endgültig vom Babybrei verabschieden. Die meisten Kinder wollen das essen, was die Erwachsenen auf dem Teller haben und sind sehr experimentierfreudig. Noch – schon ein halbes Jahr später kann sich das wieder ändern. Je älter euer Kind wird, desto mehr Vorlieben bilden sich mit der Zeit heraus. Noch ein Grund, ihm durch euer gutes Vorbild vor allem gesundes Essen schmackhaft zu machen.
Natürlich wollt ihr euch einen Überblick verschaffen, ob sich euer Kind normal entwickelt. Das ist ja auch Teil eurer Fürsorgepflicht. Versucht aber, euch nicht auf einen Wettbewerb einzulassen. Es kommt nicht darauf an, welches Kind aus der Krabbelgruppe als erstes läuft oder spricht. Wichtig ist nur, dass es gesund und glücklich aufwächst. Am besten fördert ihr euren Schatz, indem ihr Zeit mit ihm verbringt. Ob laufen, sprechen oder spielen: Euer Kind lernt am besten, wenn ihr ihm mit offenen Augen und Ohren seine Welt zeigt und ihm dabei den Raum gebt, sich in seinem eigenen Tempo zu entwickeln.
Wenn ihr wissen wollt, wie es mit der Entwicklung nach dem zweiten Geburtstag weitergeht, schaut gleich mal in unseren Artikel Mein Kind ist zwei Jahre!
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